Nachruf Frank-Dieter Lemke

22.11.2021 23:21
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Nachruf Frank-Dieter Lemke
* 05.02.1956 Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt)
† 11.11.2021 Berlin

Unser „Lampe“, wie ihn jeder nannte und kannte, war sehr stolz darauf, in Stalinstadt geboren zu sein und bestand immer darauf, dass in offiziellen Dokumenten nie Eisenhüttenstadt stand. Als die Franzosen beim Ausstellen seiner französischen Segelfluglizenz daraus noch Stalingrad machten, hatte er sich eins gefeixt. Das war genau sein Humor.
Als 13jähriger Modellflieger gelangte er über die GST zum Segelflug, wo er später auch seine ebenfalls segelfliegende Beate kennen lernte und heiratete. Für ihre drei gemeinsamen Kinder wurde später der Flugplatz und der Sitz hinterm Steuerknüppel ihr zweites Zuhause.
Lampe erlernte den Beruf des Elektrofacharbeiters und erwarb durch den Besuch der Abendschule während seiner Unteroffizierszeit bei der NVA die Allgemeine Hochschulreife. Es folgte ein Fernstudium zum Diplom Journalisten mit Zielrichtung Luftfahrt. Seine Spezialisierung als Militärjournalist, war die des „Frontberichterstatters“. Auch darauf war er immer sehr stolz. Ist es doch eine sehr ausgefallene Spezialisierung.
Seine journalistischen Schwerpunkte lagen in den Bereichen der Geschichte, der Wissenschaft und Technik der Luftfahrt, Geschichte des Segelflugs, Flugtechnik, Oldtimer-Segelflug, Arbeit der Akademischen Fliegergruppen, Buchrezensionen, Textbearbeitung, Verfassen und Gestalten von Broschüren, Flyern und Büchern.
Großen Respekt erlangte er sich durch seine journalistische Arbeit. Er trug Informationen mit einer beachtenswerten Akribie zusammen. Dabei scheute er keine Mühen und trieb immer wieder Zeitzeugen auf, die er detailliert in seinen Recherchen interviewt und befragt hatte. Oft war das in „letzter Minute“, bevor diese dann ihr Wissen und Ihre Erinnerungen mit ins Grab genommen hätten. So ist durch seine Arbeit vieles eben nicht in Vergessenheit geraten und wurde in seinen Veröffentlichungen für die Nachwelt konserviert. Bekanntes Wissen einfach von anderen abzuschreiben war nie sein Stil.
Eine Zeit lang arbeitete er in der Redaktion der „Fliegerrevue“. Er war Kundenbetreuer in einer Druckerei, Redakteur und Gestalter der Verbandszeitschrift „Der Lilienthaler“. Ein Höhepunkt in der Zeit als Geschäftsführer des Luftsport-Landesverbandes Brandenburg war die Organisation der Vintage Glider Rally in Eggersdorf-Müncheberg 2005. Auch das immer wieder stattfindende kleine Oldtimersegelflugtreffen war ihm eine Herzensangelegenheit. Nicht zuletzt seinem Engagement ist es zu verdanken, dass es dieses Treffen immer noch gibt.
Sein parallel zur journalistischen Arbeit verlaufender fliegerischer Werdegang war früh von der Ausbildung und Wettbewerbsvorbereitung junger Segelflieger geprägt. Er absolvierte erfolgreich Ausbildungen zum Instrukteur Segelflugtechnik, Segelflugmechaniker für Reparatur, Zellenwart, Werkstattleiter, Ausbildung zum Fluglehrer, Vereinsmanager C und Motorenwart für Motorsegler und UL.
Sein besonderes Interesse galt von jungen Jahren an den unbekannten und seltenen Mustern von Segelflugzeugen und Motorseglern – fast 100 Typen sind in seinem Flugbuch vermerkt. Fliegen und natürlich auch darüber berichten, Festhalten von Erzählungen und Episoden, fotografieren von Piloten und Flugzeugen und Recherche der damit verbundenen Hintergrundgeschichten.
Lampe war Mitglied beim Vintage Glider Club (GB, Sektion Deutschland), der Bundeswehrflugsportvereinigung, dem Arbeitskreis Idaflieg-Geschichte (Braun-schweig), förderndes Mitglied des Deutschen Segelflugmuseums mit Modellflug und der Akaflieg Dresden, wo er ebenso Ehrenmitglied war. Als Würdigung für sein Wirken erhielt er die DAeC Ehrennadel in Gold.
Die letzten zwei Jahre fand er Entspannung bei der Restaurierungsarbeit an einer Lommatzscher Libelle, einem historischen Segelflugzeug aus DDR-Zeiten.
Lampe war seit 1980 auch ein begeisterter Fluglehrer von vielen späteren Thermiksuchern auf langen Strecken, nicht nur über Brandenburg. Seine Fliegeruhr zeigt 5770 Landungen, 2307 Flugstunden und tausende Streckenkilometer an. Lampe war bei den Strausbergern immer irgendwo da. Wenn nicht gerade auf dem Flugfeld oder in der Luft, dann fand oder hörte man ihn, meist mit blauem Kittel bekleidet, in der Werkstatt sein Wissen um die Technik und den spannenden Geschichten dahinter am Erzählen. Lampe war Werkstattleiter, Organisator und Mitwirkender vieler Treffen, Ausbildungsleiter und häufig Retter des einen oder anderen Flugbetriebes, wenn ein Lehrer gebraucht wurde. Für Fragende hatte er stets ein offenes Ohr. Die Familie war ihm immer sehr wichtig und mit viel Freude und stolz leuchtenden Augen berichtete er immer von den Besuchen bei seinen drei Enkelkindern.
Lampe … wir werden dich sehr vermissen, aber ein Teil von Dir fliegt mit allen deinen ehemaligen Flugschülern weiter. In unserer Erinnerung wirst Du weiterhin entspannt mit Laptop vor deinem Wohnwagen am Campingtisch sitzen und beim entspannten Genuss eines Zigarillos an einem deiner Bücher schreiben.
Wir sind zutiefst bestürzt über den plötzlichen Verlust unseres Kameraden und Fliegerfreundes Frank-Dieter Lemke. Mit diesem Nachruf möchten wir ihn in allerbester Erinnerung behalten und ihm die letzte Ehre erweisen.
In Gedanken begleiten wir Dich bei Deinem letzten Flug …

Jens Hälsig (FC Strausberg), Jan Rudloff (FC Schwarzheide), überarbeitet Monika Warstat

Bundesausauschuss Historie & Technik im DAeC e.V.

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