Baumwollstoff zum Bespannen

28.12.2020 19:14 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2020 21:05)
#1
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Moderator

Info von Rudi :

Hallo, bin auf Suche nach zertifizierten Baumwollbespannstoff.





p.s. Ich habe diese Frage aus einer Antwortenkette unter der Rubrik "Bespannung" herauskopiert und hier eingefügt. Wir sind noch am Aufbau des Forums.

Bundesausschuss Historie & Technik im DAeC e.V.


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30.12.2020 20:58
#2
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Moderator

Moin Rudi, deine Frage trifft den Kern: Materialien müssen mit einer Konformitätserklärung belegen, dass sie die Qualität besitzen, die für das Luftfahrzeug Teil der Musterzulassung war. Das ist hier kein Form 1, sondern ein Prüfsiegel. Wie du es bei luftfahrtzugelassenen Sperrhölzern oder Metallrohren etc. kennst. Bei Baumwollbespannstoffen ist dies LN 9121 (Werkstoffkennzahl 6.2011).
Liebe Fliegergemeinde, widersprecht mir, aber ich nehme an, dass Hersteller von Bespannstoff (zumindest Baumwollmako) in der Regel kein EASA Part 145 Betrieb sind. Eher dürfte Part F 21.A.121 ff gelten. VERORDNUNG (EU) Nr. 748/2012, da wir hier von Mustern reden, die VOR dem 28.September2003 musterzugelassen wurden. Anmerkung: Liebe mitlesende Prüfer*innen, EASA und/oder LBA Kolleg*innen. Klinkt euch gerne in die Diskussion hier mit ein, es gilt für die Halter eine unzweifelhafte Rechtssicherheit herzustellen, ohne dass diese sich durch mehrere hundert Seiten Verordnungen (und deren Ergänzungen) quälen müssen. Danke.

Die Schwierigkeit ist, dass es kaum noch Hersteller gibt (ich bin gerade unsicher, ob es überhaupt noch einen gibt), der diese Stoffe produziert. Siebert und Friebe haben noch einiges im Angebot.

Bundesausauschuss Historie & Technik im DAeC e.V.

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23.01.2021 20:33
#3
Ge

Bespannstoff ist wie auch Stahlrohr oder Schrauben, Muttern etc. als standard parts anzusehen: Diese Teile werden nach anerkannten Normen hergestellt und ihre Güte über Werkszeugnisse oder Werksprüfzeugnisse nach EN 10204 nachgewiesen. Hierin müssen die relevanten Normen (Z.B. bei Baumwollbespannstoff LN 9121) angegeben sein. Der Hersteller bedarf keiner Zulassung als Luftfahrtbetrieb. Bei Sperrholz ist die Güteprüfung/Klassifizierung des GL für die Eignung als Flugwerkstoff erforderlich.
Meines Wissens gibt es aktuell keinen Baumwollbespannstoff im deutschen Markt mehr zu kaufen. Alternativen sind Ceconite, Polyfiber (immer im System mit den vorgeschriebenen Klebe- u. Spannlacken zu verarbeiten), Diatex (wird von Robin verwendet), und das System von Eichelsdörfer (Ceconite mit einem eigenen Klebe- u. Versiegelungssystem, hat STC/erweiterte Musterzulassung für viele alte Holzflieger!).


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08.02.2021 18:52
#4
We

Hallo Rudi,

habe noch etliche Meter Bespannstoff von Eichelsdörfer.

Grüße
Werner


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09.02.2021 10:08
avatar  Rudi
#5
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Danke,
Wir haben vor 14 Tagen ein leider schon eine ganze Rolle gekauft, dadurch wir im Verein noch etliche Holzflieger betreiben, und die schön langsam neu zum Eintuchen sind, derzeit machen wir grade einen Tandem Falken.


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27.12.2022 14:23
avatar  Robert
#6
Ro

Hallo Kollegen! ;-)

Wir stehen vor der Aufgabe den vorderen Rumpf unserer Vereins ASK13 neu zu bespannen. Bisher ist Baumwolle verbaut.
Gibt es mittlerweile Geheimtips welche Weberei noch Stoff herstellt, oder wer importiert?

Zur LN9121 hab ich folgendes gefunden:

- Flugzeugleinen (Baumwollmako), 105 g/m2, appreturfrei, gebleicht, Bruchlast Kette 990 kg/m, Schuß 1080
kg/m, Dehnung 11 % bei 500 kg Belastung, Bespannstoff für Segelflugzeuge

- Flugzeugleinen (Baumwollmako), 110 g/m2, appreturfrei, gebleicht, Bruchlast Kette 478 N/5 cm, Schuß 543
N/5 cm, Dehnung 9,5 -11,2 %, Bespannstoff für Segelflugzeuge

- Flugzeugleinen (Baumwollmako), 142 g/m2, appreturfrei, gebleicht, Bruchlast Kette 1400 kg/m, Schuß 1500
kg/m, Dehnung 9,5 % bei 500 kg Belastung, Bespannstoff für Motorflugzeuge

- Flugzeugleinen (Baumwollmako), (Art Nr. 55.112), nach LN 9121, Werkstoffkennzahl 6.2011, appreturfrei
und leicht gemangelt. Garn und Gewebe fehlerfrei und gleichmäßig, Bruchlast Kette 478 N/5 cm, Schuß
543 N/5 cm, Dehnung Kette ±9,5%, Schuß ±11,2%, Gewicht ±110 g/Quadratmeter

Damit sollte doch etwas zu finden sein.

Das mischen von Ceconite auf Baumwolle ist wohl nicht ausdrücklich verboten, aber die entsprechende Mitteilung vom LBA ist eingezogen. Dann müsste das Ceconite aber auch mit dem Super Seam Zeugs verarbeitet werden und es darf kein 'spannender' Lack drauf, soweit ich mich erinnere.

Eigentlich wollten wir vermeiden den kompletten Rumpf zu machen. Wer hat eine gute Idee??

Viele Grüße!
Robert


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29.12.2022 23:31
#7
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Moderator

Moin Robert,

zunächst würde ich empfehlen, immer einen kompletten Rumpf zu bespannen. Anstückeln an bestehende Reste macht viel mehr Arbeit, sieht unschön aus und am Ende rechnet es sich auch nicht. Wenn du nur den vorderen Rumpf bespannst wirst du wegen fehlender Spannung im Stoff Falten unter den Flügeln bekommen. Mein Tipp, nimm es zum Anlass gleich eine GÜ des Rumpfes zu machen, es ist immer sinnvoll Rohre, Steuerstangen und Seile (plus Rollen) zu überprüfen. Zumindest ist dies eine Überlegung, falls die letzte GÜ länger als 10 bis 15 Jahre her ist.

Wenn du unbedingt Baumwollleinen nehmen möchtest, solltst du bei Friebe oder Siebert fündig werden. Fall nicht, frag mal in der Leinenweberei Hans Frank in Laichingen (Tel.: 07333 5196). Sie haben vor einigen Jahren noch Stoff nach LN 9121 geliefert.
Vielleicht überlegst du auch mal, vielleicht Ceconite zu verwenden. Eichelsdörfer in Bamberg hat ein Klebesystem mit gültigem STC. Auch Irsa hat einen guten Klebelack, allerdimgs muss man sich vergegenwärtigen, dass (immer noch) kein Ersatz für die zurückgezogene Freigabe durch das LBA besteht.
Gründe für eine Bespannung mit Ceconite sind die Gewichtsersparnis und die längere Haltbarkeit. Leinen musst du mehrfach mit Spannlack tränken (zwischendurch das vorsichtige Anschleifen nicht vergessen). Mako rottet schneller als Ceconite. Im Prinzip geht auch auch Oratex, solange es niemals für die Bespannung von Hölzern verwendet wird. Denn die notwendige Temperatur für das Ablösen (z.B. bei Reparaturen) ist so hoch, dass die Tegofilm-Schicht im Sperrholz delaminieren dürfte. Das dürfte bei m Stahlrohrrumpf und den Formteilen Baldachin und Nase (meist GFK,) nicht das große Problem darstellen, beim dünnen Sperrholz der Seitenruderflosse wird es kritisch.

Aber...
Unabhängig von der Bespannung werden die Holzflieger in absehbarer Zukunft größeren Inspektionen unterworfen sein. Lange wird die "ungegrenzte" Lebensdauer von Holzfliegern nicht mehr Bestand haben. Ist auch logisch, denn welcher Konstrukteur hat daran gedacht, dass seine Flieger nach 50 und mehr Jahren immer noch in der Luft sind.
Dagegen spricht zunächst nichts, allerdings nur bei positiv verlaufenen tiefergehenden Prüfungen. Das wird wahrscheinlich bedeuten, dass in Abständen von einigen Jahren Kernbohrungen an verschiedenen Stellen erfolgen müssen, um zum Beispiel die Haltbarkeit und Belastbarkeit von Verleimungen zu kontrollieren. So müssen dann auch Bespannungen geöffnet werden, damit man in die Konstruktion gucken und prüfen kann.
Derzeit sind die Bundesausschüsse im DAeC dabei, neue Prüfrichtlinien zu erarbeiten. Nicht, dass wir uns darum gerissen hätten. Aber es ist besser, wenn wir der EASA und dem LBA umsetzbare Vorschläge präsentieren, als dass von dort Anordnungen vorgesetzt werden.

Bundesausauschuss Historie & Technik im DAeC e.V.


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04.01.2023 16:04
avatar  Robert
#8
Ro

Hallo Alexander!

Der halbe Rumpf ist eine Notlösung. Wissen wir selber, aber das hat sich bei der Begutachtung der einzelnen Macken halt so ergeben.... Kennst das ja. Die Flicken sind immer größer als das erste Loch. ;-)
Eine komplette GÜ ist noch nicht nötig. Da haben wir noch ein paar Jahre Zeit. Die wollen wir halt noch überbrücken. Die Gestänge waren natürlich raus, Seile sind neu, und das Rumpfgerüst haben wir natürlich auch genau angeschaut.

Siebert und Friebe und die üblichen Verdächtigen haben keine Baumwolle mehr. Ich habe aber von einem lieben Bekannten, Du kennst ihn auch, noch ein paar Meter bekommen. Die sind jetzt auf dem Rumpf drauf. Ist gut geworden, wir sind geade noch beim zellulieren, aber das war mit Sicherheit dann meine letzte Bespannaktion mit Spannlack. Die Dämpfe kosten einfach zu viel Lebenszeit... (Obwohl die neuen Lacke bei weitem nicht so gut sind wie die alten, aber genau so stinken!!)

Ceconite ist eine Option für eine komplette Neubespannung, aber vom Schleicher gibts kein STC dafür. Und wenn man sich strikt an das Ceconite Handbuch hält ist man halt komplett deren Okosystem ausgeliefert.
Das STC vom Eichelsdörfer ist da. Das lässt er sich gut bezahlen und ohne Lehrgang geht da gar nichts. Wobei der mit Sicherheit auch Sinn macht!

Bleibt das Gewebe aus Leipzig. Über das wieder ablösen hatten wir uns ja auf der Aero unterhalten. Das geht schon. Man sollte halt wissen was man tut. Deshalb gibts auch für Oratex Lehrgänge.

Mit der Aussicht auf die Lebensdauerbegrenzung von Holzfliegern machst Du mir Angst. Hoffen wir das das nicht solche Auswüchse wie die "Rippe 1" Katastrophe bringt! ;-)


Jetzt haben wir jede Menge übers Bespannen erzählt, aber die wichtige Information in diesem Faden ist ja eigentlich die Weberei in Laichingen. Da ruf ich mal an und frag nach. Vielen Dank für den Hinweis!

Schöne Grüße!
Robert


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04.01.2023 17:40
#9
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Moderator

Moin Robert,
schreib dann doch mal, was Du da in Laichingen erfahren konntest.
Vielen Dank schon mal für eine Rückinfo!
Viele Grüße!
Matthias

Bundesausschuss Historie & Technik im DAeC e.V.


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05.01.2023 10:30
avatar  Robert
#10
Ro

Hallo Matthias!

Die Telefonnummer gehörte zuletzt einer Anita Frank, ist mittlerweile aber ungültig.
Auch google findet keine Informationen zu der Weberei. Ich hab dann im Weberei und Heimatmuseum angefragt: Es gibt in ganz Laichingen keinen aktiven Webstuhl mehr....
Die einzige Option ist dann wohl alle Stoffverkäufer oder Hersteller einzeln abzutelefonieren. Baumwollstoffe gibt es ja noch in allen Qualitäten. Nur die LN sollte man dann wohl besser nicht explizit anfragen.

Grüße!
Robert


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22.07.2023 11:07
#11
He

Hallo Werner,

wir können etliche Meter gebrauchen. Melde dich.

H. Kersten
Werkstattleiter fliegendes Museum Hahnweide.


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22.07.2023 20:15
#12
We

Guten Tag.

Rufe mich an: 06301-4832


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10.10.2023 07:04
#13
He

Hallo Werner,
bin erst jetzt wieder auf der Seite gelandet und werde dich umgehend anrufen.

Das mit dem Bespannen mit Ceconite bedarf jetzt erst einen Kurs bei Eicheldörfer. Sonst nimmt der Bauprüfer, so ist es bei uns, die Bespannung nicht ab. Ich habe ihn gemacht und kann ihn nur empfehlen. Da lernt man einige Kniffe, die ungemein helfen.
Aber bei manchen Flugzeugen sollte man, um das originale Erscheinungsbild zu erhalten, doch Bauwolle nehmen.

Gruß

Herbert


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29.02.2024 09:53
avatar  chr15
#14
ch

Hallo Alexander, in deiner Antwort gibts du die Norm an, die Baumwollbespannstoffe erfüllen müssen um eingesetzt zu werden. (LN 9121) Mich würde interessieren woher man weiß, welche Norm für welches Material gilt. Wo finde ich diese Informationen auch für andere Materialien. Kannst du mir da helfen? Danke und Liebe Grüße


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03.03.2024 23:22
#15
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Moderator

Moin,

die Definitionen wurden bereits vor 1945 getroffen. Sie lauten:

"Mako (Baumwolle) welches nach dem Aurziehen auf Flächen mit Zelluloselacken getränkt wird. Dabei wird der Stoff gespannt und die Festigkeit erhöht sich um 20 - 30 %. Nicht imprägniert muss die Festigkeit 500 kg/m2 in "Kette" (Längsfaden und "Schuss" (Querfaden) betragen." (Flugzeugbau, Katz 1941)

Die DIN folgt nur diesen Vorgaben.

Hilft das so?

Einen schönen Abend

Alexander

Bundesausauschuss Historie & Technik im DAeC e.V.


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